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Gewerbegründung

Die Gründung eines Gewerbes ist der erste Schritt für viele Unternehmer, die eine wirtschaftliche Tätigkeit aufnehmen möchten. Dabei sind zahlreiche rechtliche Anforderungen zu beachten, die sich je nach Art des Gewerbes und der gewählten Rechtsform unterscheiden. Dieser Überblick zeigt alle wesentlichen Aspekte der Gewerbegründung auf, von der Definition über rechtliche Voraussetzungen bis hin zu den branchenspezifischen Besonderheiten.


1. Definition des Gewerbes

Gemäß der allgemeinen Definition in der Rechtsprechung ist ein Gewerbe jede erlaubte, selbstständige, nachhaltige Tätigkeit, die mit der Absicht der Gewinnerzielung betrieben wird und kein freier Beruf ist. Diese Definition basiert auf § 15 EStG und ist im Gewerberecht zentral.

Merkmale eines Gewerbes:

  • Selbstständigkeit: Eigenverantwortliche Tätigkeit.
  • Nachhaltigkeit: Auf Dauer angelegte Geschäftstätigkeit.
  • Gewinnerzielungsabsicht: Auch bei anfänglichen Verlusten ausreichend, wenn langfristig Gewinne angestrebt werden.
  • Erlaubtheit: Gewerbe darf nicht gegen geltendes Recht oder die guten Sitten verstoßen.

Abgrenzung zu freien Berufen:

Freie Berufe wie Ärzte, Rechtsanwälte, Steuerberater oder Künstler unterliegen nicht der Gewerbeordnung (§ 6 GewO) und benötigen daher keine Gewerbeanmeldung.


2. Rechtliche Grundlagen der Gewerbegründung

Die wesentlichen Vorschriften zur Gewerbegründung finden sich in der Gewerbeordnung (GewO). Ergänzende Regelungen ergeben sich aus dem Steuerrecht, Handelsrecht und Berufsrecht.

Wichtige gesetzliche Vorschriften:

  • Gewerbeanmeldung: § 14 GewO verpflichtet jeden Gewerbetreibenden zur Anmeldung des Gewerbes.
  • Gewerbeerlaubnis: Für bestimmte Gewerbe ist eine behördliche Erlaubnis notwendig (§ 34 GewO, z. B. Makler, Gastronomie).
  • Handelsregistereintragung: Eintragungspflicht für Kaufleute (§ 1 HGB) und Kapitalgesellschaften (§§ 7, 8 GmbHG).


3. Schritte zur Gewerbegründung

a) Vorbereitung

  1. Wahl der Rechtsform:

    • Einzelunternehmen, GbR, GmbH, UG, AG, oder andere Rechtsformen.
    • Die Wahl beeinflusst Haftung, Steuerpflichten und Verwaltungsaufwand.
  2. Geschäftsidee und Planung:

    • Erstellung eines Geschäftsplans.
    • Finanzierung (Eigenkapital, Bankdarlehen, Fördermittel).
  3. Standortwahl:

    • Prüfung von baurechtlichen Vorschriften (z. B. Nutzung als Gewerbefläche).
    • Genehmigungspflichten (z. B. bei Gastronomie, Handwerk).

b) Gewerbeanmeldung

Die Anmeldung erfolgt beim zuständigen Gewerbeamt der jeweiligen Stadt oder Gemeinde.

Erforderliche Unterlagen:

  1. Ausgefülltes Formular zur Gewerbeanmeldung (erhältlich beim Gewerbeamt oder online).
  2. Gültiger Personalausweis oder Reisepass.
  3. Bei eingetragenen Gesellschaften: Handelsregisterauszug.
  4. Gegebenenfalls:
    • Genehmigungen oder Erlaubnisse (z. B. Gaststättenerlaubnis, Handwerkskarte).
    • Nachweise über Qualifikationen (z. B. Meisterbrief im Handwerk).

Ablauf:

  1. Antragstellung: Persönlich, schriftlich oder elektronisch.
  2. Bearbeitung: Prüfung durch das Gewerbeamt, ob alle Voraussetzungen erfüllt sind.
  3. Ausstellung der Gewerbeanmeldung: Nach erfolgreicher Prüfung erhält der Gewerbetreibende eine Gewerbeanmeldebescheinigung.

c) Anmeldung bei weiteren Behörden

  1. Finanzamt:
    • Beantragung einer Steuernummer und, falls erforderlich, Umsatzsteuer-Identifikationsnummer.
    • Abgabe des steuerlichen Erfassungsbogens.
  2. Handwerkskammer oder Industrie- und Handelskammer (IHK):
    • Pflichtmitgliedschaft für Gewerbetreibende (§ 2 IHKG).
  3. Berufsgenossenschaft:
    • Anmeldung zur gesetzlichen Unfallversicherung.
  4. Sozialversicherung:
    • Anmeldung bei Krankenkassen (für Mitarbeiter) und ggf. in der Künstlersozialkasse.


4. Branchenspezifische Anforderungen

a) Erlaubnispflichtige Gewerbe (§ 34 GewO)

Für bestimmte Gewerbe ist eine behördliche Erlaubnis erforderlich, z. B.:

  • Makler, Bauträger, Finanzdienstleister: Genehmigung gemäß § 34c GewO.
  • Gaststätten: Gaststättenerlaubnis (§ 2 GastG).
  • Bewachungsgewerbe: Erlaubnis gemäß § 34a GewO.
  • Reisegewerbe: Reisegewerbekarte (§ 55 GewO).

b) Handwerksbetriebe

  • Eintragung in die Handwerksrolle bei der zuständigen Handwerkskammer erforderlich (§ 1 HwO).
  • Nachweis der Qualifikation (z. B. Meisterbrief).

c) Gewerbe mit Überwachungsbedürftigkeit

Einige Gewerbe erfordern zusätzlich eine Zuverlässigkeitsprüfung, z. B.:

  • Pfandleiher (§ 34 GewO).
  • Spielhallenbetreiber (§ 33i GewO).


5. Haftung bei der Gewerbegründung

a) Einzelunternehmen und Personengesellschaften

  • Haftung: Unbeschränkt mit dem gesamten Privat- und Geschäftsvermögen.
  • Keine Trennung zwischen Privat- und Gesellschaftsvermögen.

b) Kapitalgesellschaften

  • Haftung: Beschränkt auf das Gesellschaftsvermögen.
  • Persönliche Haftung der Gesellschafter ist ausgeschlossen, es sei denn, es liegt eine Pflichtverletzung vor.


6. Steuerliche Aspekte der Gewerbegründung

a) Gewerbesteuer (§ 2 GewStG)

  • Gewerbebetriebe unterliegen der Gewerbesteuer.
  • Freibetrag: 24.500 € (für Einzelunternehmen und Personengesellschaften).

b) Umsatzsteuer (§ 1 UStG)

  • Regelbesteuerung oder Kleinunternehmerregelung (§ 19 UStG).
  • Regelbesteuerung erfordert monatliche oder vierteljährliche Umsatzsteuervoranmeldungen.

c) Einkommensteuer (§ 15 EStG)

  • Gewinne des Gewerbebetriebs werden als Einkünfte aus Gewerbebetrieb versteuert.

d) Körperschaftsteuer (§ 1 KStG)

  • Kapitalgesellschaften zahlen Körperschaftsteuer auf ihren Gewinn.


7. Kosten der Gewerbegründung

a) Einmalige Kosten

  • Gewerbeanmeldung: 10–60 € (je nach Gemeinde).
  • Notarkosten: Für Kapitalgesellschaften (z. B. GmbH-Gründung).
  • Eintragung ins Handelsregister: 150–300 €.

b) Laufende Kosten

  • Beiträge zur IHK oder Handwerkskammer.
  • Steuerliche Beratungskosten.
  • Gewerbesteuer (je nach Gewinn).


8. Besonderheiten der Gewerbegründung bei internationalen Unternehmern

  1. Aufenthaltsrechtliche Aspekte:
    • Nicht-EU-Bürger benötigen eine Aufenthaltserlaubnis, die eine selbstständige Tätigkeit erlaubt (§ 21 AufenthG).
  2. Internationale Investoren:
    • Gründung von Tochtergesellschaften oder Niederlassungen in Deutschland.


9. Mögliche Probleme und deren Lösungen

a) Fehlerhafte Anmeldung

  • Problem: Unvollständige Unterlagen oder fehlerhafte Angaben können die Anmeldung verzögern.
  • Lösung: Sorgfältige Vorbereitung und Ãœberprüfung aller Dokumente.

b) Gewerberechtliche Verstöße

  • Problem: Aufnahme einer Tätigkeit ohne erforderliche Erlaubnis.
  • Lösung: Frühzeitige Klärung, ob eine Erlaubnis erforderlich ist.

c) Unklare Haftungsrisiken

  • Problem: Unternehmer wählen eine Rechtsform mit unbeschränkter Haftung, ohne die Risiken zu kennen.
  • Lösung: Beratung zur Wahl einer haftungsbeschränkten Rechtsform.


10. Unsere Leistungen bei der Gewerbegründung

  • Beratung: Wahl der passenden Rechtsform und Klärung branchenspezifischer Anforderungen.
  • Unterstützung: Erstellung und Prüfung von Gewerbeanmeldungen, Satzungen und Geschäftsplänen.
  • Gründungsbegleitung: Begleitung bei Behördengängen und Eintragungen.
  • Rechtsvertretung: Unterstützung bei Konflikten mit Gewerbeaufsichtsbehörden oder anderen Institutionen.
  • Steuerliche Beratung: Optimierung der Steuerlast durch Wahl der passenden steuerlichen Behandlung.


Die Gewerbegründung erfordert sorgfältige Planung und umfassende rechtliche Absicherung. Eine fundierte Beratung minimiert Risiken und stellt sicher, dass Ihr Unternehmen alle rechtlichen Voraussetzungen erfüllt, um erfolgreich zu starten. Mit unserer Expertise begleiten wir Sie von der Idee bis zur vollständigen Umsetzung Ihrer Geschäftsidee.

     

     

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